Neuruppin – Das Ausmaß des Geflügelpestausbruchs im Landkreis Ostprignitz-Ruppin wird immer deutlicher. Wie der Landkreis am heutigen Montag (27. Oktober 2025) mitteilte, mussten Helferinnen und Helfer über das Wochenende zahlreiche weitere tote Wildvögel bergen. Allein im Teichland Linum, dem Epizentrum des Geschehens, stieg die Zahl der seit Beginn registrierten, verendeten Kraniche damit auf etwa 1.850. Ein Ende ist laut Behördenangaben nicht in Sicht; aktuelle Prognosen deuten auf weiter steigende Zahlen hin.
Die Seuche hat sich zudem im Landkreis ausgebreitet. Laboranalysen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) haben die Geflügelpest mittlerweile auch bei toten Wildvögeln in Langen, der Stadt Fehrbellin, Rüthnick sowie in Neuruppin bestätigt. Aus Stöffin wurde der Verdachtsfall bei einem Mäusebussard gemeldet.
Um eine Übertragung des H5N1-Virus auf Nutztierbestände zu verhindern, hatte der Landkreis bereits in der vergangenen Woche reagiert und zwei Tierseuchenallgemeinverfügungen erlassen. Die zentrale Maßnahme trat am Freitag, den 24. Oktober, in Kraft: Eine angeordnete Stallpflicht für sämtliches Geflügel in ausgewiesenen Risikogebieten. Diese gilt unter anderem in den Gemarkungen Linum, Deutschhof, Königshorst, Teilen von Neuruppin (Stöffin, Gühlen-Glienicke), Wittstock und Heiligengrabe.
Ebenfalls am Freitag (24. Oktober) äußerte sich Landrat Ralf Reinhardt (SPD) in Linum zur angespannten Situation. Zu diesem Zeitpunkt waren nach seinen Angaben "inzwischen um die 1.100, 1.200 Stück" der größten, am Hühnerdamm liegenden Kadaver eingesammelt worden.
Reinhardt betonte, dass der Landkreis personelle Unterstützung vom Land Brandenburg erhalte, auch ohne dass der Katastrophenfall förmlich ausgerufen wurde. Eine solche Entscheidung sei "abhängig von der Lage" und werde in enger Abstimmung mit den Nachbarlandkreisen und den zuständigen Ministerien getroffen.
Gleichzeitig versuchte der Landrat, Sorgen vor Hysterie zu dämpfen. Man müsse "das gute Mittelmaß finden", ohne zu weit in wirtschaftende Betriebe einzugreifen, die nicht direkt betroffen sind. So seien Maßnahmen gegen Landwirte, die noch Rinder auf der Weide haben, "unverhältnismäßig". Das erlassene Aufstallgebot richte sich ausschließlich an Geflügelhalter.
Dem Vorwurf des Fehrbelliner Bürgermeisters, zu langsam reagiert zu haben, widersprach Reinhardt. Man unterstütze "seit Samstag" (Anm. d. Red.: 18. Oktober) und stehe in persönlichem Kontakt. Die Entsorgung der Kadaver, die wahrscheinlich verbrannt werden, sei gesichert. Gerüchte über einen Mangel an Ausrüstung, wie etwa Säcken, wies er zurück: "Es sind ausreichend da und wir liefern da auch ständig nach."
Wie die Zahlen vom Montag (27. Oktober) zeigen, stieg die Zahl der Funde über das Wochenende stark an – von 1.200 auf 1.850 Kraniche allein in Linum.
Die Bergung im schwer zugänglichen Teichland gestaltet sich aufwändig. Laut Reinhardt waren am Freitag etwa 10 bis 12 Personen im Einsatz, unterstützt von Kräften des Landesforstbetriebs. Inzwischen wurde die Hilfe weiter aufgestockt: Der Wasser- und Bodenverband Rhin-/ Havelluch hat ein Amphibienfahrzeug zur Verfügung gestellt, um die Kadaver aus den Wasserflächen zu bergen.
Angesichts der Ausbreitung erneuerten sowohl der Landrat als auch die Kreisverwaltung die Warnungen an die Bevölkerung.
Reinhardt wies am Freitag darauf hin, dass eine Gefahr für andere Tiere, insbesondere "geflügelähnliche Tierarten", nicht auszuschließen sei. Er riet Hundebesitzern zur Vorsicht, da über Kontaktinfektion (z. B. an Schuhen oder Pfoten) das Virus in Geflügelbestände weitergetragen werden könne.
Ausdrücklich riet der Landrat von unkoordinierter, privater Hilfe bei der Bergung ab. Der Kontakt mit den Kadavern sei hochriskant für die Einschleppung der Seuche in Haus- und Nutztierbestände, was zu Massenkeulungen führen könnte. Die eingesetzten ehrenamtlichen Helfer seien speziell geschult und mit Schutzausrüstung ausgestattet. Wer dennoch helfen möchte kann sich beim Veterinäramt melden.
Die Kreisverwaltung bittet weiterhin darum, verendet aufgefundene Wildvögel auf keinen Fall anzufassen oder selbst zu bewegen. Funde sind umgehend zu melden:
Per E-Mail: veterinaeramt@opr.de (mit genauer Fundortangabe und ggf. Kontaktdaten)
Telefonisch: 03391 / 688 - 3911