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Paukenschlag auf dem Neuruppiner Wohnungsmarkt: Erste generelle Mieterhöhung seit 35 Jahren trifft Tausende

Neuruppin – Für rund 1.700 Haushalte in Neuruppin wird das Wohnen ab Herbst spürbar teurer. Die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) „Karl Friedrich Schinkel“, einer der größten Vermieter der Stadt, hat eine flächendeckende Anhebung der Mieten zum 1. Oktober angekündigt. Dieser Schritt ist für die Genossenschaft historisch: Es ist die erste generelle Mieterhöhung seit der deutschen Wiedervereinigung.

Bislang waren Mieter der WBG nur nach Modernisierungs- oder Sanierungsarbeiten von höheren Kosten betroffen. Nun trifft die Anpassung den gesamten Wohnungsbestand – von den Plattenbauten bis zu den Neubauprojekten, wie etwa im Musterwohngebiet „An der Pauline“.

Bis zu 20 Prozent mehr: Gesetzlicher Rahmen wird ausgeschöpft

Wie der Vorstand der Genossenschaft, Frank Borchert, bestätigte, müssen sich Mieter je nach Wohnung und Vertragsdauer auf eine Erhöhung von bis zu 20 Prozent einstellen. Damit schöpft die WBG den gesetzlich zulässigen Rahmen für Mieterhöhungen vollständig aus. „Auch für uns sind alle Kosten gestiegen“, begründet Borchert die unumgängliche Maßnahme. Er verweist auf die deutlich höheren Ausgaben für Handwerkerleistungen, Baumaterial und Personal in den vergangenen Jahren. Lange habe man versucht, diese Entwicklung intern aufzufangen, doch nun müssten die gestiegenen Kosten weitergegeben werden.

Trotz der deutlichen Anhebung bleibt die Genossenschaft ein vergleichsweise günstiger Anbieter. Laut Borchert lag die durchschnittliche Kaltmiete bei der WBG zuletzt bei 4,96 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Durchschnitt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin lag im Juni 2024 laut dem Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) bei 5,38 Euro. Bei der städtischen Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft (NWG) beträgt der Schnitt sogar rund 5,98 Euro.

 

Doppelte Belastung für viele Mieter

 

Die Ankündigung kommt für viele Bewohner zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Erst kürzlich sorgte die Nebenkostenabrechnung für das Jahr 2024 für finanzielle Belastungen, vor allem durch die stark gestiegenen Heizkosten. „Wir sind zu 98 Prozent von der Fernwärme abhängig“, erklärt Borchert die Situation, die eine Spätfolge der Energiekrise ist.

Der Vorstand zeigt Verständnis für die schwierige Lage vieler Mitglieder und versichert, dass die Genossenschaft nach Lösungen suchen werde, sollte jemand durch die doppelte Belastung in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.

Blick in die Zukunft

Gleichzeitig gibt es eine gute Nachricht: Laut Borchert soll diese Anpassung die einzige ihrer Art für die kommenden Jahre bleiben. Weitere Erhöhungen seien vorerst nicht geplant. Er rechnet zudem damit, dass die nächste Nebenkostenabrechnung wieder deutlich niedriger ausfallen wird.

Wer auf eine der begehrten und vergleichsweise preiswerten Wohnungen der WBG hofft, braucht jedoch Geduld. Freie Wohnungen sind eine Seltenheit, und die Wartelisten sind oft lang.


Autor: CG
Veröffentlicht: 01.08.2025

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